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Historische Dokumente und Autographen

Firma Zollikofer (Zollicoffer), Heinrich und Söhne

Referenz: firma-zollikofer-zollicoffer-heinrich-und-sohne
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Dekorativer Kaufmannsbrief mit rotem Siegel aus St. Gallen von der Firma Heinrich Zollicoffer (Zollikofer) an die Speditionsfirma von Daniel und Ambrosi Massner in Chur. Erwähnt wird im Brief die Zürcher Firma Gossweiler zum Brunnen.

Transkription:

«Herren Daniel und Ambrosy Maßner

Neg(ociants)

Chur

Chur. H. Daniel und Ambrosy Maßner.

St. Gallen etc. 19. Feb(rua)r 1742.

Hochgeehrte Herren !

Wir vernehmen aus dehro ang(elangten) vom 3. cor(rent)e mit Lieb daß E(uch?) auf gethane Bezahlung der 2 Pöstlein von fl. 27.26 Ch(ure)r Valuta und fl. 25.19 R(eichs-)W(ährung) unseren Conto saldiert habe; angehend die fl. 3.45 so von Wettach empf(angen) so sind solche eben in Müntz bezahlt worden; da wir hingegen von selbigem x 24 an unseren Procurator entrichtet, wüßen also nicht, daß uns hierrinnen geirret haben; wir erwarthen tägl(ich) eine völlige Richtigkeit, und sobald diese erfolget, so wollen das Beschehen anzeigen; indeßen ersuchen vor unsere Rechnung von dehnen in Handen habenden Stoffe 2 Ballen Nr.(?) 100 und 101 franco nach Zurich an H(errn) Goßwiller zum Brunnen wohl conditioniert zu versenden, gebendt von dem Erfolg nebst Spese Karte dehnen so nach höfflichem Gruß under Gottes Erlaßung und (ver)harren 

Heinrich Zollikoffer und Sohn» 

Die St. Galler Kaufmannsfamilie Zollikofer, stammte ursprünglich aus Konstanz. In der 1. Hälfte des 15. Jh. erwarben die Brüder Hans (1395-†1471) und Jobst (*1398 - †1476) das Bürgerrecht der Stadt St. Gallen. Dank des Leinwandhandels gelangten die Zollikofer zu Vermögen und stiegen zu einer der führenden Fam. auf. Bis um 1750 waren zahlreiche Mitglieder im Fernhandel tätige Grosskaufleute, die der Gesellschaft zum Notenstein angehörten. Unter ihnen liess sich ein Teil u.a. in Lyon und Marseille nieder. Weitere Z. übernahmen polit. Ämter. Heiratsverbindungen bestanden v.a. zu anderen einflussreichen St. Galler Handelsfamilien wie den von Watt und Zili. Die Söhne von Hans, Sebastian (*1444 - †1502), Erster der schwarzen Linie, deren spätere Angehörige sich Zollikofer von Nengensberg nannten, und Ludwig, Erster der roten Linie, gründeten die Zollikofer'sche Handelsgesellschaft. Nachdem die Familie 1471 einen Wappenbrief von Kaiser Friedrich III. erlangt hatte, erhob Kaiser Rudolf II. 1578 die Angehörigen der roten und 1594 jene der schwarzen Linie in den Adelsstand. Ludwigs Enkel Leonhard kaufte 1564 den Landsitz Pfauenmoos (Gem. Berg SG) sowie 1585 das Schloss und die Herrschaft Altenklingen. Dank eines 1586 gegr. Fideikommisses war das Schloss Altenklingen noch zu Beginn des 21. Jh. im Familienbesitz. Ausgehend von Leonhard und seinen Brüdern Laurenz (*1519 - †77), Georg (*1525 - †1600) und Jos (*1535 - †1617) lassen sich Linien mit den Zunamen von Altenklingen und von Sonnenberg unterscheiden. Nachkommen von Georg brachten nach der Mitte des 17. Jh. in Preussen zahlreiche Militärs hervor. Neue Zweige entstanden im 18. Jh. in Amerika. Joachim, der Sohn von Laurenz, wurde 1613 Bürgermeister der Stadt St. Gallen, ebenso Julius Hieronymus 1783. Die Zollikofer stellten auch Geistliche wie Georg Joachim oder Ärzte wie Caspar Tobias. Nach dem Niedergang des Leinwandhandels wandten sich ab 1750 verschiedene Zollikofer dem Handwerkerstand zu. Johannes gründete in St. Gallen 1789 eine Buchdruckerei, die ab 1841 das «Tagblatt der Stadt St. Gallen und der Kt. St. Gallen, Appenzell und Thurgau» herausgab. In der St. Galler Kantonsregierung wirkte Julius Hieronymus ab 1803 mit, Ludwig Arnold war 1873-1906 Regierungsrat. Die Familie förderte mit Stiftungen v.a. das öffentl. Schulwesen in St. Gallen.

 

Grösse und Beschaffenheit des Dokuments: 17x23 cm, Papier.