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Historische Dokumente und Autographen

Salis-Marschlins, Anton von - Oberst, Inhaber eines Bündner Regiments in franz. Diensten, später Generalleutnant

Referenz: salis-marschlins-anton-von-oberst-inhaber-eines-bundner-regiments-in-franz-diensten-spater-generalleutnant

Militärische Entlassungsurkunde für Franz Beerwalol (Beerwald?), Soldat in der Kompanie von Pankratz von Capretz im Regiment Salis Grisons. Das Dokument wurde in der Zitadelle in Metz am 6. Oktober 1769 ausgestellt und unter anderen von Anton SALIS-MARCHLINS, vom franz. Kriegskommissär TRONVILLE und vom Kommandant der Zitadelle von Metz, dem Adeligen Pierre-Charles de Gautier DE-LA-MOTTE, unterschrieben. Letzterer war Major, Chevalier de Saint-Louis und früher Hauptmann im königlichen Artillerie Corps.

Salis-Marschlins, Anton von (*24.2.1732 - †17.11.1812), war der Sohn des Johann Gubert Rudolf und der Perpetua von Salis-Soglio. 1758 heiratete er die Gräfin Cornelia Alida von Leyden, aus Batavia (heute Jakarta) und in 1794 Friederike Louise von Trützschler, Witwe des Brigadegenerals Johann Ulrich von Orelli. Anton von Salis-Marschlins machte eine bemerkenswerte Militärkarriere in französischen Diensten: 1749 Hauptmann der Halbkompanie, die sein Vater 1734 für ihn ausgehoben hatte, 1757 Major, 1762 Oberst und Inhaber eines Bündner Regiments, 1768 Brigadier, 1770 Generalinspektor aller Schweizer und Bündner Infanterieregimenter, 1780 Feldmarschall, 1787 Inspektor und Generalleutnant des Königs von Sizilien.

Die Blütezeit der Familie Salis begann im 16. Jh. nach der Entstehung des Freistaats der Drei Bünde. Ab Mitte des 16. Jh. bildeten die überwiegend reformierten Salis neben den Planta den mächtigsten Familienverband Graubündens. Sie leisteten im Spätmittelalter Solddienst in Norditalien und ab dem 16. Jh. militärische Dienste für verschiedene europäische Grossmächte. Als erfolgreichste Bündner Offiziersfamilie erreichten bis Ende des 18. Jh. ca. 30 Mitglieder den Rang eines Generals.

Zur führenden Stellung der Salis trug deren Verbreitung über ganz Graubünden in mehreren Linien wie Samedan, Grüsch, Maienfeld, Zizers, Marschlins, Rietberg ab dem frühen 16. Jh. bei. Die Stammlinie in Soglio bestand fort, Zweige bildeten sich im Veltlin, in Deutschland, Österreich und England. Während der Bündner Wirren im frühen 17. Jh. gehörten die Salis meist auf Seiten der franz.-venezian., selten der österr.-span. Partei zu den Hauptakteuren. Die Rivalität mit den Planta kulminierte 1621 in der Ermordung von Pompejus von Planta im Auftrag der venezianischen Partei unter den Salis-Grüsch. Nach dem Dreissigjährigen Krieg nahm der Einfluss der Familie in Graubünden und im Veltlin zu. In den Untertanenlanden besassen sie im Vergleich zur übrigen Bündner Elite den grössten Grundbesitz und das dichteste Beziehungsnetz zur ansässigen Führungsschicht. Im 18. Jh. stellten sie im Veltlin die meisten Amtsleute und bauten ihre politische Stellung auch in Graubünden aus, wo sie in jedem der Drei Bünde über Einfluss verfügten. Politisch lehnten sich die Salis bis zur Revolution stärker an Frankreich an, danach an Österreich.

Mehrere führende Bündner Familien wandten sich im 18. Jh. gegen die dominante Stellung der Salis in Graubünden und den Untertanenlanden. 1794 gelang es den Bündner Patrioten, als Oppositionsbewegung diese Macht einzuschränken. Im 18. und frühen 19. Jh. hatten die Salis im Speditions- und Bankenwesen in Graubünden sowie als Pächter der Landeszölle einen grossen Einfluss. Nach der Eingliederung Graubündens in die Helvetische Republik wurde die politische Stellung der Salis als Familienverband aber nachhaltig geschwächt.

 

Grösse und Beschaffenheit des Dokuments: 22x29 cm, Halbkarton.