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Historische Dokumente und Autographen

Kämpfe in Nidwalden - die Schreckenstage (7.-9. September 1798)

Referenz: kampfe-in-nidwalden-die-schreckenstage-7-9-september-1798

Am 29. August 1798 lehnte die Landsgemeinde von Nidwalden auf Betreiben des Kapuzinerpaters Paul Styger die Einführung der Helvetischen Verfassung sowie die Eingliederung in den neuen Kanton Waldstätte ab. Grund für den Widerstand der Landsgemeinde war vor allem die Propaganda der konservativen Kreise, insbesondere auch der katholischen Geistlichkeit. Sie verwies besonders auf den Treueeid auf die helvetische Verfassung, in dem die traditionelle Anrufung Gottes fehlte sowie auf die in der Verfassung verankerte Niederlassungs- und Religionsfreiheit und weckte Ängste vor dem Zerfall des traditionellen katholischen Glaubens.

Das französische Direktorium entschloss sich, sofort militärisch in Nidwalden zu intervenieren, um ein Übergreifen des Aufstands auf den Rest der Helvetischen Republik zu verhindern. Am 9. September 1798 griffen rund 10.000 Franzosen unter General Balthasar Alexis Henri Antoine von Schauenburg aus allen Richtungen Nidwalden an. Aus militärischer Sicht war Widerstand sinnlos. Das Volk von Nidwalden wurde von der katholischen Geistlichkeit dennoch in den Kampf getrieben, da man hoffte, damit die versprochene österreichische Intervention auszulösen. Etwa 1600 Nidwaldner kämpften gegen die Truppen Schauenburgs. Am Kehrsitenberg gelang es zwar 30 Nidwaldnern, während ca. fünf Stunden 800 Franzosen in Schach zu halten, die völlige Niederlage Nidwaldens war jedoch unvermeidlich. 

Der verbissene Widerstand der Nidwaldner hatte zur Folge, dass die französischen Truppen entgegen den Weisungen ihres Führers Schauenburg mit Übergriffen auf die Zivilbevölkerung antworteten. Weite Teile Nidwaldens wurden geplündert und gebrandschatzt. Die Orte Ennetmoos, Stansstad und Buochs wurden völlig zerstört, der Hauptort Stans teilweise. Es sind bei diesem Gefecht etwa 400 Nidwaldner umgekommen, darunter über hundert Frauen und 26 Kinder. Die Franzosen sollen bei diesem Gefecht an die 2000 Mann verloren haben, vermutlich waren es aber bedeutend weniger (100-150). Zahlreiche Ortschaften und Weiler Nidwaldens waren verwüstet, 600 Wohnhäuser und viele Kirchen niedergebrannt, die Menschen ausgeplündert. Das Elend der Überlebenden war so gross, dass selbst die Gegner unter dem kriegserfahrenen abgehärteten Schauenburg vom Mitleid über das angerichtete Unheil überwältigt wurden und Nahrungsmittel unter der Bevölkerung verteilten. Das Direktorium in Paris erhob eine freiwillige «Liebessteuer», die Solidarität in den anderen Kantonen war gross. Johann Heinrich Pestalozzi bekam den Auftrag, ein Heim für Kriegswaisen in Stans zu bauen.

Schauenburg nahm die Unterstützung Nidwaldens durch Schwyz und Uri zum Anlass, die ganze übrige Innerschweiz zu besetzen und zu entwaffnen. Die Nidwaldner mussten auf dem Stanser Hauptplatz antreten, wo sie unter einem Freiheitsbaum den Eid zu leisten hatten.

Diese militärstrategische Karte entstammt aus dem Buch «Schweizer Kriegsgeschichte», Heft 8, aus dem Jahr 1921. Das Buch, welches die politische und militärische Entwicklungen in der Schweiz der Zeitperiode 1798-1813 detailliert beschreibt, ist Bestandteil dieser Dokumenten Sammlung.