print
previous Song play stop next Song

Historische Dokumente und Autographen

Römer - Bürochef, in Abwesenheit des Regierungs-Statthalters de Kt. Zürich

Referenz: romer-burochef-in-abwesenheit-des-regierungs-statthalters-de-kt-zurich
Referenz: romer-burochef-in-abwesenheit-des-regierungs-statthalters-de-kt-zurich

Brief, datiert Zürich den 31. März 1801, des Regierungsstatthalters des Kantons Zürich an den Bürger Sauter, Regierungsstatthalter des Kanton Thurgau, unterschrieben vom Bürochef Römer in Abwesenheit des Zürcher Regierungsstatthalters Hans von Reinhard.

Hinweis für den Vorphilatelisten: Der Stempel des Regierungsstatthalter von Reinhard wird von Grünewald* der Seltenheitsgruppe 10 zugeordnet und trägt die Nr. 510. * Andreas Grünewald: «Die Helvetische Republik», Band IV Schriftenreihe Schweiz. Postgeschichte.

Transkription:

«An Bürger Sauter Regierungsstatth(a)lt(e)r des Canton Thurgau in Frauenfeld

[Anmerkung:] Zürich – Ulrich – Reg. Statth. – 1801 – 31r März. Begangener Diebstahl in dem Hause des Br. Johannes Biber von Horgen. Den 31n Merz hat Br. Statthal(ter) Lieut. den Inhalt des Gegenwärtig(en) dem Statthal(ter) ...? [1 Wort] mitgeteilt.

Freyheit – Gleichheit

Der Regierungs-Statthalter des Kantons Zürich an den Bürger Sauter, Regierungs Statthalter des Kantons Thurgau.

Zürich den 31ten Marz 1801. Bürger Regierungs Statthalter!

Im August verflossenen Jahres ist in dem Hause des B(ürgers) Johannes Biber von Horgen durch einen angestellten Werkmann ein nächtlicher Diebstal verübt worden, worüber das beigeschlossene Verzeichnis der entwandten Sachen nähere Auskunft giebt. Der Beschädigte glaubt sichere Kennzeichen zu haben, daß ein gewisser Jakob Rybi, ungerathner Sohn eines wohlvermögenden Vaters zu Ermattingen Cantons Thurgau, der Dieb sey, schikt aber, um sich durch Augenschein der Identitat der Person zu versichern, seinen Sohn mit gegenwärtigem Verzeichnis selbst nach Ermattingen. Indessen wird er sich zuvor bei Ihnen melden, und ich ersuche Sie, B(ürger) RegierungsStatthalter, ihm gefälligst die nöthigen Maaßregeln an die Hand zu geben, wie er zuförderst den Rybi zu Gesicht bekommen, und wenn er ihn für den Thäter erkannt, zu den entwandten Sachen wieder gelangen kann; wobei Sie das Vorschriftsmäßige wegen Verhaftung und Bestrafung des Delinquenten zu verfügen ohnedis nicht ermangeln werden.

Ich bitte Sie die Versicherungen meines republikanischen Grußes und meiner Achtung anzunehmen. 

Der Regierungs-Statthalter 

und in dessen Abwesenheit der Chef du Bureau

Römer»

Sauter, Johann Ulrich, geboren 20.11.1752 Arbon, gestorben 27.3.1824 Arbon, ref., von Arbon. Sohn des Johann Georg, Kupferstechers. 1784 Dorothea Waser, Tochter des Johann Jacob, Pfarrers. Tuchhändler, 1783-98 Stadtschreiber von Arbon. 1798 Distriktstatthalter von Arbon, 1799 Wahl als Regierungsstatthalter des Kt. Thurgau (anstelle von Hans Jakob Gonzenbach), 1800-03 Regierungsstatthalter, mit Unterbrechung im Herbst 1802. März 1803 Kantonsrat (April Präs., Juni Rücktritt), Ablehnung der gleichzeitigen Wahl in den Kl. Rat. 1803-16 Distriktpräsident, 1816-24 Oberamtmann von Arbon. 1813-18 erneut Kantonsrat. Im Februar 1798 bat Sauter im Namen von Arbon und Horn bei den regierenden Orten um deren Aufnahme in den zukünftigen Kt. Thurgau. Im März 1803 war er Präsident der Regierungskommission, die den politischen Übergang des Thurgaus in die Mediation leitete. In der Verfassungskommission des Grossen Rats von 1814 widersetzte sich Sauter den restaurativen Tendenzen. Vom Gedankengut der Aufklärung durchdrungen, überragte S. andere Thurgauer Politiker seiner Zeit intellektuell und verfügte über ein grosses rhetorisches Talent. Als gemässigter Unitarier bemühte er sich, die Besetzung des Thurgaus durch fremde Truppen zu vermeiden. Seine vorbildliche Amtsführung, seine positive Einstellung zur helvetischen Verfassung und seine Treue zum Thurgau sicherten Sauter das Vertrauen der Bevölkerung.

Reinhard, Hans von, geboren 20.2.1755 Zürich, gestorben 23.12.1835 Zürich, ref., von Zürich. Sohn des Johannes, Kleinrats und Landvogts im Thurgau, und der Anna Elisabeth Greuter. Heiratete 1783 Martha Henriette Hess, Tochter des Rudolf, Offiziers in holländ. Diensten. Nach der Erziehung im Institut von Planta in Haldenstein typ. Werdegang des zum Staatsdienst bestimmten Patriziers: 1773-77 Studien in Göttingen und Kavalierstour durch europ. Hauptstädte, danach prakt. Ausbildung auf der Stadtkanzlei in Zürich. 1787-95 erster Stadtschreiber, 1794 Kleinrat. 1795 Landvogt der Grafschaft Baden, deren Verwaltung er 1798 den revolutionären Landesausschüssen geordnet übergab. Als Gegner des helvet. Einheitsstaats war R. 1799 Geisel des helvet. Direktoriums in Basel; während der föderalist. Episode 1801-02 fungierte er als helvet. Regierungsstatthalter im Kt. Zürich. 1798-1803 bekleidete er verschiedene städt. Ämter in Zürich (u.a. 1800-01 Munizipalitätspräs.). Als Stadtzürcher Gesandter an der Consulta 1802-03 vertrat er föderalist. und städt. Interessen. 1803-31 war R. jährlich alternierend erster oder zweiter Bürgermeister. Während dieser Zeit bestimmte er massgeblich die Geschicke der Eidgenossenschaft. Er war mehrfach eidg. Gesandter im Ausland, 1807 und 1813 Landammann der Schweiz sowie 1814-15, 1816, 1822 und 1828 Tagsatzungspräsident. Wohn- und Amtssitz R.s war das herrschaftliche Haus zum Rechberg in Zürich, dessen Gästelisten von seinem internat. Beziehungsnetz zeugen. Höhepunkte des Wirkens von R. war der Vorsitz an der sog. langen Tagsatzung 1814-15, als nach Ende der Mediationszeit der neue Bundesvertrag entstand, sowie die Leitung der eidg. Delegation am Wiener Kongress. Zeitgenossen und später liberale Kritiker warfen R. mangelnden Widerstand gegen Napoleons Frankreich, die alliierte Neutralitätsverletzung 1813 sowie die Pressionen der Grossmächte während der Restauration vor. Er soll eher Diplomat und Verwalter denn Staatsmann gewesen sein.

 

Grösse und Beschaffenheit des Dokuments: 35x21 cm, Papier.