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Historische Dokumente und Autographen

Vonmatt (von Matt), Melchior Joseph Alois - Statthalter des Kantons Waldstädten

Referenz: vonmatt-von-matt-melchior-joseph-alois-statthalter-des-kantons-waldstadten
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Brief vom 15. November 1799 aus Zug mit interessantem Inhalt. Der Regierungsstatthalters des Kantons Waldstätten Melchior Joseph Alois Vonmatt schreibt Johann Nikodem von Flüe, Distrikts-Statthalter von Sarnen, dass er dem peinlichen neuen Gesetzbuch Publizität verschaffen müsse.

Hinweis für den Vorphilatelisten: Seltenes Dokument mit schöner Tellvignette im Briefkopf (Grünewald* Nr. 4, Seltenheitsgrad 5) und auf der Adressseite handschriftlicher Vermerk «Zug, Statthalter des Distrikts Waldstätten» (ähnlich Grünewald*: Nr. 493, aber nicht identisch und nur in anderer Zeitperiode) und dem schwarzen Stempel «LUCFRN». (Grünewald*: Nr. 413c, Seltenheitsgrad 7). * Andreas Grünewald: «Die Helvetische Republik», Band IV Schriftenreihe Schweiz. Postgeschichte.

Transkription:

«ZUG, 15. November 1799.

Regierungsstatthalter des Kantons Waldstätten an Bürger von Flüe, Distriktstatthalter von Sarnen

Bürger Statthalter !

Der Justizminister schreibt mir unterm 7ten dies, daß es von der größten Wichtigkeit seye, sowohl für die Gerechtigkeitspflege, als die Grundsätze der Menschlichkeit, daß dem von den gesetzgebenden Räthen dekretierten peinlichen Gesetzbuche die größte Publicitaet verschafft, und das Volk mit den von den ehemahls üblichen Criminal-Rechte sehr oft abweichenden Strafen bekannt gemacht werde, welche auf die Verbrechen gesetzt sind.

Ihr werdet also die Anstalten treffen, daß, so wie in den übrigen Kantonen auch in den unsrigen das peinliche Gesetzbuch in allen Gemeinden Euers Distrikts, des Sontags, nach geendigtem Gottesdienst nicht nur durchaus abgelesen, sonderen noch mit zwekmäßigen Erläuterungen begleitet werde, welches mehrere Sontage hindurch bis zu Beendigung des bemelten Gesetzbuchs fortgesezt werden kann.

Rep. Gruß !

Der Regierungs-Statthalter

Vonmatt»

Vonmatt (auch: von Matt), Melchior Joseph Alois (*1741 - †1808) von Stans. Sohn des Kaspar Anton, Landvogts, und der Maria Josefa Achermann. Heiratet 1774 Elisabeth Wallimann, von Alpnach. 1771 Ratsherr, 1774-75 Landvogt im Bleniotal, 1783-91 Landesfähnrich des Rats, 1788-89 Landvogt in Lugano, 1792-94 Landesstatthalter, 1794 Nidwaldner Landammann, 1796-97 Landvogt in der Riviera, 1798-1800 Regierungsstatthalter des Helvet. Direktoriums im Kt. Waldstätten mit Sitz in Schwyz, 1800-02 Mitglied der Munizipalität Stans. Nach der formellen Annahme der Helvetischen Verfassung durch Nidwalden im Mai 1798 liess sich der patriotisch gesinnte Matt als Repräsentant der neuen Ordnung wählen, die er mit betonter Härte durchzusetzen versuchte. Er geriet dadurch in Konflikt mit der konservativen Bevölkerung, die sich im August und September 1798 zum offenen Widerstand erhob.

Flüe, Johann Nikodem von (*1734 - †1823, von Sachseln). Sohn des Johann Wolfgang von Flüe und der Marie Regina Wirz. Studien in Muri und Luzern. Bereits 1748 wurde er Unterleutnant in der französischen Halbkompanie seines Cousins Johann Peter, 1750 Oberleutnant, 1754 bis ca. 1770 Hauptmann, 1763-68 Eigentümer einer Kompanie. 1754 Obwaldner Ratsherr und 1755 Major der Obwaldner Hilfstruppen für Uri im Kampf gegen die Leventiner. Weiterhin jedes zweite Jahr in französischen Diensten (1756-59 auf Korsika, 1760-62 Feldzug in Deutschland, Ritter des St.-Ludwigs-Ordens). 1760 Obwaldner Landesfähnrich, ab 1771 öfter Tagsatzungsgesandter und 1772-96 alle vier Jahre Landammann. 1774-76 und 1790-92 Landvogt im Thurgau. 1783-98 Pannerherr von Ob- und Nidwalden. Nach 1798 übernahm Flüe verschiedene Ämter (1. Statthalter des Distrikts Sarnen, 1798-1803 Obereinnehmer des Kt. Waldstätten, 1801 Abgeordneter an die helvet. Tagsatzung in Bern, weshalb er ab 1803, nach dem Zusammenbruch der Helvetischen Republik, in Obwalden seine politische Karriere nicht mehr fortsetzen konnte.

 

Grösse und Beschaffenheit des Dokuments: 37x24 cm, Papier.