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Historische Dokumente und Autographen

Rüttimann, Vinzenz - Schulthess des Kleinen Rats des Kt. Luzern. Bedeutender Schweizer Politiker

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Portrait von Vinzenz Rüttimann.

Der Schulthess des Kt. Luzern Rüttimann schreibt an das Gericht in Willisau. Frau F. bittet um Beistand betreffend der Revision einer Strafe und eines Konkursverfahrens; Willisau soll endlich handeln...

Transkription:

«N° 24.

Luzern den 14ten August 1812.

Schultheiß und Kleiner Rath des Kantons Luzern,

an das Gemeinde-Gericht in Willisau.

Herren Gemeinde-Richter!

Die Frau Elisabetha Felber, Ehefrau des Bandwebers Huber Beisseler(?) von Willisau, bittet, mittelst ihrer an uns eingereichten Bittschrift vom 28ten Heümonat lezthin, daß ihr ein unparthey’scher Beystand bestimmt und zugegeben werden möchte, um mit Beyhülfe desselben nicht nur, in Betref des über sie ergangenen Strafsentenzen Revision zu begehren, sondern auch wegen der Concurs-Verhandlung, die während der Zeit, da sie im Zuchthaus war, gegen sie abgehalten worden ist, ohne daß sie jemals darüber sich verantworten oder eine Rechnung einsehen konnte, neüe Nachsuchungen anzustellen.

Wir überschiken Euch, Herren Gemeinde-Richter! in Beylage die Bittschrift dieser Frau Elisabeth Felber sammt einem vom Gemeinde-Gericht von Willisau ausgestellten Parere vom 30ten Christmonat 1807, und den hierauf Bezug habenden, von Herrn Altweisenvogt Peter Jost von Willisau aufgelegten Schriften, und laden Euch ein: sowohl die wirkliche Gemeinde-Verwaltung der Landgemeinde Willisau, welche in dieser Sache ganz unpartheyisch ist, und der daran gelegen seyn muß, ihren Angehörigen in allem, was rechtens ist, behülflich zu seyn, als die alte Gemeinde-Verwaltung, vor welcher dieses Geschäft gewaltet hat, und gegen welche hauptsächlich die Klage der Bittstellerinn Felber gerichtet ist, vorzuberufen, und ihre Verantwortung hierüber zu vernehmen.

Wir fodern Euch endlich auf: die Verantwortungen dieser beyden Gemeinde-Verwaltungen, nebst Eüer’m amtlichen Berichte darüber, unter Zurükschikung der beygelegten Original-Bittschrift an unsere Civil-Kammer zu überschiken, und die übrigen Schriften dem Altweisenvogte Jost, oder der Verwaltung der Landgemeinde Willisau zur Hand zu stellen.

In Erwartung der genauen Erfüllung dieses Auftrages, versichern wir Euch unserer Gewogenheit.

Der Amtsschultheiß

Vincentz Rüttimann

Nahmens des Kleinen Raths, der Staatsschreiber

J. K. Amrhyn»

RÜTTIMANN, Vinzenz (*1769 - †1844), kath., von Luzern. Sohn des Johann Jost, Kleinrats, und der Maria Elisabeth Dürler. Heiratete 1794 Maria Anna Meyer von Schauensee. Schwager von Laurenz Joseph Alois Mayr von Baldegg, Franz Bernard Meyer von Schauensee, Friedrich Fridolin Meyer von Schauensee, Ludwig Meyer von Schauensee und Maurus Meyer von Schauensee. 1780-83 Kollegium in Colmar, darauf zwei Jahre Privatunterricht in Luzern. 1785-88 Reisen in Frankreich, Italien und Deutschland. 1793 Mitglied der Helvet. Gesellschaft. 1791-93 Luzerner Grossrat, 1793-98 Kleinrat. 1792-93 Gesandtschaftssekretär der acht Orte beim franz. Agenten in Basel, 1796 und 1798 Ratsrichter, 1793-97 Landvogt zu Habsburg und im Michelsamt, 1797 Tagsatzungsgesandter. 1798 Volksrepräsentant und Deputierter an den Friedensverhandlungen mit Frankreich. 1798-1800 helvet. Regierungsstatthalter des Kt. Luzern. 1800-01 helvet. Gr. Rat und helvet. Senator. 1802 erneut Statthalter und Präs. des helvet. Kl. Rats, Mitglied des neuen Senats. Im gleichen Jahr erster Landesstatthalter. 1802 Consultadelegierter in Paris. 1803-31 wieder Luzerner Kleinrat. 1803-30 alternierend Schultheiss bzw. Präs. des Appellationsgerichts. 1803-14 Mitglied der Diplomat. Kammer. 1808 Landammann der Schweiz. 1807-29 häufig Abgeordneter an Tagsatzungen. Anführer des restaurativen Putsches vom 16.2.1814 in Luzern. 1818 Romreise zwecks Verhandlungen über die Bistumsfrage. 1814-30 alternierend Präs. des Staats- und des Polizeirats. 1814-30 Präs. des Kriegsrats. 1831-44 Grossrat (1831 Präs.). Während R. im ausgehenden 18. Jh. noch eine liberal-republikan. Politik vertreten hatte, wandelte er sich im 19. Jh. zu einem Führer der Konservativen. Seine polit. Karriere überdauerte - auch dank eines gewissen Opportunismus - bis zu einem Knick in der Regeneration alle polit. Umwälzungen der Revolutionszeit. Kommandant der franz. Ehrenlegion.

 

Grösse und Beschaffenheit des Dokuments: 36x22 cm, Papier.