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Historische Dokumente und Autographen

Fischer, Emanuel Friedrich von - letzter Schultheiss der Republik Bern, bedeutender Staatsmann

Referenz: fischer-emanuel-friedrich-von-letzter-schultheiss-der-republik-bern-bedeutender-staatsmann
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Brief mit Unterschrift von Emanuel Friedrich Fischer, als Amtsschultheiß der Stadt und Republik Bern, gegengezeichnet von Albrecht Friedrich MAY (1773-1853), Staatsschreiber, später Berner Grossrat, an einen Oberamtmann. BERN, 3. Dezember 1828. 1 p. Es geht um die Übersendung des Amtsrichter-Patents für Johannes Raaflaub. 

FISCHER, Emanuel Friedrich (*1786 - †1870), ref., von Bern. Bis 1802 Student der alten Sprachen und der Mathematik an den Akademien von Bern und Genf. 1805-09 Sekretär der Berner Akademie, Generalstabsoffizier, Magistrat und Gutsbesitzer. 1810 wurde er Distriktrichter, 1816 Berner Grossrat, 1819-22 war er Amtsstatthalter in Bern, 1821 Mitglied des Geheimrats und 1823 Heimlicher vom Rat, 1824 erfolgte die Wahl in den Kl. Rat. Der politisch gemässigte und reformfreundliche Fischer wurde 1827 zum Schultheissen gewählt. Er betrieb u.a. die Abschaffung des Ohmgeldes und befürwortete eine Öffnung des Wahlrechts für den Grossen Rat. Als die Stellung des Patriziats nach der Julirevolution in Paris unhaltbar geworden war, setzte er im Jan. 1831 die Abdankung der alten Regierung und damit den friedlichen Übergang zum liberalen Regenerationsstaat durch. Als Präsident der burgerl. Stadtbehörde wurde er in Auseinandersetzungen mit der liberalen Kantonsregierung hineingezogen und wegen seiner angeblichen Teilnahme an der sogenannten Erlacherhofverschwörung und am Werbekomplott des Hochverrats bezichtigt und 1839 in einem fragwürdigen Verfahren zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. 1833-40 lebte er freiwillig im Exil. 1850-54 sass er für Brienz im Grossen Rat und unterstützte die konservative Regierung Eduard Blöschs. 1854 aus dem Grossen Rat verdrängt, widmete er sich historischen Studien. Er gehörte zu den bedeutenden Staatsmännern Berns im 19. Jh.

Transkription:

«Schultheiß und Rath der Stadt und Republik Bern, 

Unser Gruß zuvor, wohledelgeborner, lieber und getreuer Oberamtmann!

Wir übersenden Euch im Anschluß das Amtsrichter Patent für H(errn) Johannes Raaflaub, mit dem Auftrage daßelbe, dem Betreffenden zuzustellen, und ihn vor geseßenem Amtsgerichte in der ersten Sitzung nach dem 1. März 1829 zu beeidigen.

Gott mit Euch!

Der Amts Schultheiß,

Fischer

Der Staatsschreiber

F. May

Bern den 3. Dec(ember) 1828»

 

Grösse und Beschaffenheit des Dokuments: 34x21 cm, Papier.