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Historische Dokumente und Autographen

Neuhaus, Charles Friedrich - Bedeutender liberaler Politiker + Fabrikant

Referenz: neuhaus-charles-friedrich-bedeutender-liberaler-politiker-fabrikant
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Portrait von Charles Neuhaus.

Brief m. U. von Charles Friedrich Neuhaus, als Präsident des Erziehungsdepartments der Republik Bern (mit Gegenzeichnung von Samuel Gottlieb Hünerwadel (*1808 - †1877) an Professor Thurmann, Direktor der (gerade im Bau befindlichen) „Normalanstalt“ in Pruntrut (zur Ausbildung von Primarlehrern im jurassischen Kantonsteil) aus BERN, vom 28. November 1836. – Der Antrag auf Einrichtung einer provisorischen Normalanstalt (bis zur Fertigstellung der eigentlichen) wird begründet abgewiesen.

NEUHAUS, Charles [Karl], geboren 9.2.1796 Neuenburg, gestorben 8.6.1849 Biel, ref., von Biel und Aarau (Ehrenbürger). Sohn des Rudolf Friedrich, Majors in franz. Diensten, Bürgermeisters von Biel, und der Caroline Louise de Barbenet. 1810-12 Collège und höheres Gymnasium in Neuenburg, 1812-20 kaufmännsche Lehre im Handelshaus seiner Verwandten mütterlicherseits in Strassburg. Ab 1820 Teilhaber der Indiennefabrik seines Schwiegervaters in Biel, dann des Drahtzugwerks Bözingen und 1825 Mitgründer der Baumwollspinnerei Biel AG. 1831 war er Verfassungsrat sowie dessen französischsprachiger Sekretär, 1831-46 Berner Grossrat, 1831-46 Regierungsrat (Erziehungsdepartement), 1839 – als erster Nicht-Bernburger –, 1841, 1843 sowie 1845 Schultheiss, 1832, 1837 sowie 1840-45 Tagsatzungsgesandter (1841 Präsident) und 1848-49 Nationalrat. Als Verfasser polit. Broschüren machte er sich zu Beginn der 1830er Jahre zusammen mit den Brüdern Blösch in Biel und Schnell in Burgdorf als Vorkämpfer der Regeneration im Kt. Bern einen Namen. Ab 1838 - nach dem von ihm inszenierten Sturz des Schnell'schen Regimes - wurde Neuhaus zum einflussreichsten Mitglied der Berner Regierung und Führer der liberalen Partei. Er schuf die moderne bern. Volksschule und wandelte die bern. Akademie 1834 in die Universität um. 1839 erreichte er den Ausschluss Xavier Stockmars aus der Berner Regierung, nachdem sich dieser wiederholt für die Lösung des Juras vom Kt. Bern eingesetzt hatte. Als Tagsatzungspräsident von 1841 war Neuhaus einer der bedeutendsten liberalen Politiker der Schweiz. Er verfocht im Handel um die Ausweisung des Prinzen Louis Napoleon 1838 die Unabhängigkeit der Schweiz gegenüber dem Ausland und vertrat im Aargauer Klosterstreit oder in der Frage der Bundesrevision eine antiklerikal-zentralistische Politik, geriet dann aber in Gegensatz zur jungradikalen Partei Ulrich Ochsenbeins und Jakob Stämpflis, die ihm sein Eintreten für die Bestrafung der Freischärler nicht verziehen. Durch seine Haltung in den Walliserwirren 1844 zog er sich auch die Feindschaft der Konservativen zu. Nach der Annahme der bern. Verfassungsrevision 1846 demissionierte er als Regierungsrat und nahm seine Tätigkeiten als Industrieller wieder auf.

Neuhaus bekannte sich zeitlebens zum aufklärererischen Gedankengut der bern. Regenerationsverfassung von 1831; der betont wirtschaftlich ausgerichtete Liberalismus eines Alfred Escher lag ihm fern. Zeitgenossen bewunderten seinen analytischen Verstand und seine brillanten Reden. Seine Neigung zur französischen Geisteswelt und seine Vorliebe für eigenwillige Entschlüsse liessen ihn - insbesondere Deutschschweizern - als hochmütig erscheinen. Sein ehemaliges Wohnhaus in Biel beherbergt heute ein Museum.

 

Grösse und Beschaffenheit des Dokuments: 20x33 cm, Papier. Papiergedeckter Siegel.